Der Vulkan Ätna liegt in einer geologisch komplexen Zone. Der geodynamische Rahmen wird durch die Subduktion der afrikanischen Kontinentalplatte und der ionischen, ozeanischen Platte unter der Kette des Apennins dominiert. Nach einer klassischen, weitgehend akzeptierten Sicht, befindet sich der Ätna am Schnittpunkt dreier großen regionalen Verwerfungslinien mit dominierender tektonischer Ausrichtung distensiver Art:
a) das System Tindari-Giardini (NW-SO) b) das System Comiso-Messina (NO-SW) c) das System M. Kumeta -Alcantara (W-O)

Aktuelle geo-physikalische Studien redimensionieren die Wichtigkeit dieser Systeme und messen angesichts der Entwicklung des Magmatismus des Ätna der maltesischen Verwerfung mehr Bedeutung bei. Diese Verwerfung stört den unteren östlichen Abschnitt des Ätna-Massivs und bildet eine Reihe von distensiven Strukturen mit steilen Hängen, die “timpe” oder “ripe”, mit Ausrichtung NNW-SSO. Der östliche Abschnitt des Vulkans wird gegen Norden von der “Pernicana”-Verwerfung abgegrenzt, die von Osten nach Westen verläuft.

Die ersten Anzeichen vulkanischer Aktivität rund um den Ätna treten am Fuße des Vulkans auf und formen die prächtige “Küste der Zyklopen” und die Pillow-Lava entlang der Steilküste von Acicastello, aber auch die Basaltsäulen auf den Terrassen des Flusseinzugsgebiets des Simeto, die sich von Paternò bis nach Adrano erstrecken. Die Studien über die Zusammensetzung dieser Lava haben ergeben, dass es sich um Tholeiiten handelt, Magmen, die sich ähnlich sind, wenn auch mit Unterschieden. Solche Magmen werden in Zonen des Erdmantels produziert, die durch hohe Teilfusion großer distensiver Aktivität gekennzeichnet sind und die typisch für die ozeanischen Rücken und Inseln sind. Tholeiiten machen einen relativ geringen Anteil der Produkte im Gebiet rund um den Ätna aus und wurden von fissuralen Eruptionen geformt, oft unter Wasser und nach und nach, beginnend vor rund 500’000 Jahren. Dieses ist in der Tat das Alter der ältesten Ätna-Produkte.
Nach der ersten “tholeiitischen” Periode, begannen die Eruptionen von zentralen Apparaten aus stattzufinden, also von “echten” Vulkanen. Die ausgebrochenen Produkte in dieser zweiten Periode zeigen deutliche chemische Unterschiede zu den Tholeiiten. Es handelt sich dabei um “alkalische” Laven, denen Wissenschaftler teils exotische Name wie Hawaiit, Mugearit oder Benmoreit gegeben haben. Dieser Reihe von Namen schließen sich die bekanntesten, aber auf dem Ätna wenig präsenten Basalte an. Die alkalischen Produkte machen den großen Teil des Vulkans Ätna aus und werden heute noch ausgebrochen. Die Unterscheidung der einzelnen Begriffe liegt im prozentualen Anteil einiger Oxide, insbesondere SiO2 und K2O+Na2O, die als bestimmend für die Genesis der Magmen gelten. In Wirklichkeit sind die Unterschiede sehr gering. So ist zum Beispiel die Paragenese, die Zusammensetzung der Mineralien in der Lava, praktisch stets die gleiche und besteht aus Plagioklas, Pyroxen, Eisentitanoxid und Olivin.
Dott. Ferlito Carmelo